08.05.2025

Gestaltung und Vorteile von Corporate Social Responsibility 

Unternehmen, die freiwillig und aufgrund von philanthropischen Bestrebungen soziale Verantwortung (Corporate Social Responsibility; CSR) übernehmen wollen, können dieses mithilfe unterschiedlicher Instrumente wie dem ESG-Rating und Unternehmensformen wie dem Verantwortungseigentum tun.

Diejenigen Unternehmen, die Ziele der Gemeinnützigkeit erfolgreich verfolgen, profitieren von einer Reihe von betriebswirtschaftlichen Vorteilen, die sich unter anderem aus der Wechselwirkung von ihren Betätigungen und der Prosperität des Standortes ergibt.

Die Übernahme von sozialer Verantwortung (Corporate Social Responsibility)

Immer mehr Unternehmen verschreiben sich dem Konzept der CSR und übernehmen soziale Verantwortung in Sinne des sozialen Unternehmertums (Social Entrepreneurship). Das Verfolgen von Zielen der Gemeinnützigkeit ist in den letzten Jahren Teil des Selbstverständnisses von vielen Unternehmen geworden.

Beispielsweise Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung des international führenden Technologie- und Dienstleistungsunternehmen, sieht „soziale Verantwortung heutzutage in vielen Unternehmen fest verankert.“

Soziale Verantwortung zu übernehmen bedeutet, dass Unternehmen mit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit  nicht nur das Ziel der Gewinnmaximierung verfolgen. Sondern sie verschreiben sich auch freiwillig Zielen der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit und wollen zum Wohle der Gesellschaft im Sinne der Gemeinnützigkeit beitragen.

Es geht bei der Übernahme von sozialer Verantwortung konkret darum, mit spezifischen philanthropischen, aber auch wirtschaftlich sinnvollen Beiträgen zu einer ökologisch oder sozial nachhaltigen Entwicklung im Unternehmen, auf den Standort und die Gesellschaft beizutragen. Dieses kann beispielsweise durch soziale Aktivitäten oder Projekte stattfinden, die gesellschaftliche Herausforderungen mit innovativen Lösungen angehen und so Zwecke der Gemeinnützigkeit verfolgen. 

Keine rechtliche Standardisierung

Es existieren keine internationalen rechtlichen Standards für die Übernahme sozialer Verantwortung im allumfänglichen Sinne. Jedoch gibt es ständig neue Gesetze und Gesetzesvorhaben, die solche Zwecke, denen sich Unternehmen freiwillig verschreiben, verpflichtend machen.

Beispielsweise gibt das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz vor, dass und in welchem Umfang Unternehmen Menschenrechts- und Umweltschutzstandards in der Lieferkette einzuhalten haben. Ein anderes Beispiel ist die Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung der Europäischen Union. Hiernach müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen bis April 2025 detaillierte Nachhaltigkeitsberichte vorlegen.

Diese Entwicklung unterstreicht die steigende Bedeutsamkeit der Übernahme von sozialer Verantwortung innerhalb von Unternehmen. Denn sie schlägt sich in einer rechtlichen Abbildung nieder. Es ist jedoch zurzeit die Sache der Unternehmen Standards zur Gemeinnützigkeit zu implementieren, die über die bestehenden rechtlichen Vorschriften hinausgehen. 

Unternehmen im Verantwortungseigentum

Eine bedeutende Unternehmensform, die es sozialen Unternehmen erlaubt, soziale Verantwortung zu übernehmen, ist die des Verantwortungseigentums. Obwohl dieses in Deutschland noch nicht in rechtliche Formen gegossen wurde, stehen bereits über 200 Unternehmen im Verantwortungseigentum.

Unternehmen im Verantwortungseigentum, die beispielsweise Zwecke der Gemeinnützigkeit verfolgen, zeichnen sich dadurch aus, dass die Kontrolle und die Entscheidungsmacht bei den Unternehmen selbst erhalten bleibt und nicht etwa bei Investoren liegt.

Sie haben zumeist eine Unternehmensverfassung, die bestimmte Zwecke der Gemeinnützigkeit besonders hervorhebt. Auch sind die Gewinne an diesen Zweck gebunden und sie können nicht in das Privatvermögen übertragen werden. Somit wird das nachhaltige Wirtschaften in den Mittelpunkt gestellt.

Zu bekannten Unternehmen, die im Verantwortungseigentum stehen, zählen das global operierende und nachhaltige Outdoor-Unternehmen Patagonia und das international führende Technologie- und Dienstleistungsunternehmen Bosch sowie die deutsche Suchmaschine Ecosia mit deren Gewinnen ökologische Ziele verfolgt werden.

Ecosia Gründer und CEO Christian Kroll hat sich bewusst für eine Überführung in das Verantwortungseigentum entschieden. „Ecosia ist auf dem Weg, die größte Umweltbewegung der Welt zu werden. Wir glauben, dass eine Bewegung nicht einer einzelnen Person gehören sollte. Deswegen ist Verantwortungseigentum die perfekte Lösung für uns. Die Eigentümerstruktur schützt unsere Mission und erlaubt unternehmerischen Freiraum.“

Insbesondere die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte von Patagonia unterstreicht, dass Übernahme von sozialer Verantwortung und Tätigung nachhaltiger Investitionen zur Förderung vom Unternehmenswachstum beitragen können. 

Mitbegründer des internationalen Netzwerks Purpose und Vorstand der deutschen Stiftung Verantwortungseigentum Armin Steuernagel sagt zu der Entscheidung auch des Patagonia Gründers Chouinard, sein Unternehmen in das Verantwortungseigentum zu übertragen: „Chouinard hat explizit gesagt, dass er eine Unternehmensform will, die dafür sorgt, dass das Unternehmen "on purpose" bleiben kann. Es soll einem übergeordneten Zweck dienen. Dafür muss es investieren um die Werte des Unternehmens bewahren können.“

Rechtliche Organisationsformen

Unternehmen im Verantwortungseigentum und solche, die auch die wirtschaftliche Ziele mit Zielen der Gemeinnützigkeit verbinden wollen, können sich unterschiedlicher rechtlicher Organisationsformen bedienen.

Insbesondere bietet das Stiftungsrecht unterschiedliche Ausgestaltungsformen. Stiftungen können zur Verfolgung eines bestimmten Zweckes der Gemeinnützigkeit und somit den philanthropischen und betriebswirtschaftlichen Bestrebungen von Unternehmen entsprechend errichtet werden oder in Stiftungen überführt werden (vgl. §§80ff. Bürgerliches Gesetzbuch, BGB). 

Die Organisation beispielsweise als Familienstiftung oder Doppelstiftung im Rahmen des Stiftungsrechts kommt somit insbesondere dann in Frage, wenn es darauf ankommt, eine Weiterführung des Unternehmens mit dem Zweck der Gemeinnützigkeit langfristig sicherzustellen.

Darüber hinaus können Unternehmen, die sich den Zwecken der Gemeinnützigkeit verschreiben, auch im Sinne traditioneller Gesellschaftsformen wie in Form von einer gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung organisiert werden (vgl. §§1ff. Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung; GmbHG).

Messbarkeit der sozialen Verantwortung durch ESG-Rating

Um die Übernahme von sozialer Verantwortung durch ein Unternehmen sicherzustellen, sollte dieses nicht nur rechtlich sinnvoll organisiert sein. Die konkrete Umsetzung der Ziele der Gemeinnützigkeit sollte auch messbar, darstellbar und belegbar sein. Ein Instrument hierfür ist das Environment Social Government-Rating (ESG).

Dieses Instrument beruht auf einem bestimmten Regelungssystem, welches durch spezielle Ratingagenturen angewandt wird. Aufgrund dieses Regelungssystems kann gemessen und dargestellt werden, ob und wie erfolgreich ein Unternehmen mit Blick auf die drei Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, Maßnahmen wie Projekte und Inventionen, welche Nachhaltigkeit und Gemeinwohl fördern, ins Leben ruft. 

Beispielsweise wird dargestellt, ob Unternehmen in erneuerbare Energien investieren, Emissionen reduzieren, faire Arbeitsbedingungen und Vergütungen  für Mitarbeiter schaffen oder es wird gemessen, wie sie sich auf allen Ebenen der Übernahme von sozialer Verantwortung und der Gemeinnützigkeit verschreiben.

Das Instrument des ESG-Ratings kann Unternehmen dabei helfen, soziale Verantwortung zu übernehmen und im Sinne der Gemeinnützigkeit langfristig nachhaltig zu handeln. Gleichzeitig kann es wirtschaftliche Erfolge sichern und das Unternehmenswachstum ankurbeln.

Denn es sind die Ergebnisse des ESG-Ratings für Unternehmen intern aufschlussreich. Sie können Investments auf ihre Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Wohlstand oder auf ihre Nachhaltigkeit überprüfen. Und Unternehmen können sich untereinander vergleichen.

Andererseits hat sich auf wirtschaftlicher Ebene gezeigt, dass Unternehmen mit  Investments oder Portfolios, dessen ESG-Rating höher ist, langfristig bessere finanzielle Erfolge erzielen, als solche mit niedrigeren.

Wirtschaftliche Vorteile der Übernahme von sozialer Verantwortung 

Die Übernahme von sozialer Verantwortung aufgrund von philanthropischen Bestrebungen und der Gemeinnützigkeit schlägt sich nicht nur positiv auf die Gesellschaft nieder. Auch können Unternehmen wirtschaftlich hiervon profitieren und aufgrund des wirtschaftlichen Wachstum wiederum in die Gemeinnützigkeit investieren.

Wettbewerbsvorteile 

Unternehmen die soziale Verantwortung übernehmen und Zwecke der Gemeinnützigkeit verfolgen, heben sich gegenüber Konkurrenten auf dem Markt ab, die keine ähnlichen Bestrebungen haben oder Projekte ins Leben rufen. Dieses kann, wie beschrieben, beispielsweise durch ein hervorragendes ESG-Rating geschehen, welches das Vertrauen in die Marke stärkt.

Auch für öffentliche Ausschreibungen und die Gewährung finanzieller Mittel oder bei Investitionsbewertungen für potentielle Investoren wird die Übernahme von sozialer Verantwortung immer bedeutsamer. Hierbei werden Unternehmen, die Zwecke der Gemeinnützigkeit verfolgen, bevorzugt ausgewählt.

Mit Blick auf neue Gesetzesvorhaben und Regelungen können Unternehmen durch eine vorausschauende Umsetzung von Vorhaben der sozialen Verantwortung rechtliche Risiken und Compliance-Probleme vermeiden und sich so gegenüber Konkurrenten auf dem Markt einen Vorteil verschaffen.

Auch mit Blick auf die Kunden hat ein Unternehmen, das sich dauerhaft sozialen und ökologischen Zielen verschreibt und diese mit Projekten und Strategien fördert, Marktvorteile gegenüber Konkurrenten. Denn das Vertrauen die Zielgruppe wird gestärkt, wenn ein Unternehmen mit seinen wirtschaftlichen Tätigkeiten auch gesellschaftlich und philanthropisch klar definierte Ziele verfolgt. Dieses hat sich besonderes bei Unternehmen im Verantwortungseigentum wie Patagonia gezeigt, welche eine treue und wachsende Kundschaft vorweisen können.

Unternehmensinterne Vorteile

Indirekt hat die Übernahme sozialer Verantwortung und die Verfolgung von Zwecken der Gemeinnützigkeit positive Auswirkungen auf die Personalgewinnung, die Identifikation mit dem Unternehmen und nicht zuletzt auf finanzielle Aspekte.

Bei der Personalgewinnung sind Unternehmen, die Zwecke der Gemeinnützigkeit verfolgen und beispielsweise nachhaltige Projekte fördern, für potentieller Mitarbeiter attraktiver. Denn Mitarbeiter können sich so mit etwas identifizieren und für ein Unternehmen arbeiten, welches ihre Werte teilt (Employer Branding). 

Auch kann es die Unternehmenskultur und den Zusammenhalt zwischen den Mitarbeitern innerhalb eines Unternehmens fördern, wenn sich ein Unternehmen sozialen Zwecken verschreibt.

Und durch die Übernahme von sozialer Verantwortung am Standort des Unternehmens durch Recycling und Abfallreduzierung können Unternehmen, die Zwecke der Gemeinnützigkeit verfolgen, Kosten einsparen. Beispielsweise können auch die effiziente Nutzung von Ressourcen und Energieeinsparungen Betriebskosten mindern, welche wiederum in das gesellschaftliche Wohl investiert werden können.

Somit können indirekte Einsparungen ihrerseits für nachhaltige Zwecke und zum Wohle der Gemeinnützigkeit für langfristige Projekte oder Investitionen verwendet werden und so wiederum direkte soziale Vorteile hervorrufen.

„Win-Win“ für Unternehmen und ihre Umgebung

Unternehmen, die sich der Gemeinnützigkeit verschreiben, können eine „Win-Win-Sitution“ mit ihrer Umwelt und der Gesellschaft herstellen, mit der sie in einer Wechselwirkung stehen. 

Denn das Übernehmen von sozialer Verantwortung und das Verfolgen von Zwecken der Gemeinnützigkeit führt zu Standortvorteilen für Unternehmen, die nachhaltig an einem Standort wachsen und hiermit Wohlstand in ihrer Umgebung kreieren. 

Diese Standortvorteile ergeben sich unter anderem daraus, dass sie durch die Übernahme sozialer Verantwortung beispielsweise Arbeitsplätze schaffen, eine wirtschaftliche Nische bedienen oder Umweltprojekte starten und so eine Einbettung der Unternehmen in ihrer Umgebung bewerkstelligen.

Es entsteht eine Wechselwirkung, denn diese Einbettung steigert die Kaufkraft. Auf diese sind sie angewiesen, um sich nachhaltig und stetig weiterzuentwickeln. Sobald diese Wechselwirkung im Sinne der Gemeinnützigkeit aufgebaut ist, sind Unternehmen in ihrer Umgebung resilienter aufgestellt und wirtschaftlich robuster.

Resumé

Um soziale Verantwortung zu übernehmen, können Unternehmen im Sinne einer „Win-Win-Situation“ die Gesellschaft oder ihre Umgebung mit nachhaltigen und sozialen Projekten unterstützen. Hierbei können sie von wirtschaftlichen Vorteilen profitieren, die das nachhaltige Unternehmenswachstum antreiben. Es stehen ihnen rechtliche Organisationsformen wie das Verantwortungseigentum oder Instrumente wie das ESG-Rating zur Verfügung.

dtb-Rechtsanwalt und Experte für Gemeinnützigkeit Maximilian Brazel hierzu: „Sozial verantwortliche Unternehmen haben sich als resilienter und wirtschaftlich robuster erwiesen.“ 

Stand 07.05.2025