21.07.2022

Dr. Pascal Decker im Interview mit Berlin Bubble

Erschienen in Berlin Bubble am 21. Juli 2022

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten mit aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Politik und Kultur. Diese Woche haben wir mit dem Rechtsanwalt Dr. Pascal Decker gesprochen. Er bietet “anwaltliche Beratung aus einer Hand für den Kunstmarkt an. Das umfasst Stiftungsgründungen, Unternehmensnachfolgen, Marktpositionierung und Nachlässe von Künstlern. Zu seinen Mandanten zählen Sammler, Künstler, Galerien und Museen, aber auch mittelständische Unternehmer, Verbände und Stiftungen.“

Das ICC als ein Haus der Kunst – was muss passieren, damit aus einer guten Idee ein konkretes Projekt wird?

Entwicklungspotenzial gibt es nach wie vor an vielen Stellen, aber nur ein „Gesamtkunstwerk” ragt unter den noch zu entwickelnden Orten heraus. Nicht nur als Anwalt für Kunst- und Medienrecht, sondern vor allem als Citoyen begeistere ich mich für eine kulturelle Nachnutzung für das ICC im Berliner Westen. Von diesem noch immer futuristisch anmutenden Bauwerk, welches räumlich und sogar technisch alle möglichen Voraussetzungen mitbringt, verspreche ich mir am meisten für die Zukunft. Sebastian Pflum hat mit der ICCA, einer Projektgruppe, das Konzept entwickelt, mit dem das Gebäude zu einem zeitgenössischen Kunst- und Kultur-Allrounder werden kann: Theater, Tanz, Kino, Museum, Kunst- und Designausstellungen, Musik, Restaurants… Das finde ich großartig für Berlin – und zudem ist es wirtschaftlich umsetzbar! Das ICC ist das spannende zukunftsreiche Großprojekt für Berlin auf Weltniveau! Es würde dem Westen Berlins ein neues kulturelles Zentrum bieten, ein Gegengewicht zur Museumsinsel und dem Humboldt Forum. Berlin sollte also mutig sein und das Konzept zum Wohle aller umsetzen.

Was kann die deutsche Kunstszene (Künstler, Sammler, Galeristen, staatliche Akteure) tun, um ukrainische Künstler zu unterstützen?

Nicht nur in Berlin, sondern vielerorts haben sich kunstbegeisterte Menschen und Institutionen für ukrainische Künstlerinnen und Künstler eingesetzt und unterstützen sie in ihrem Schaffen. Zahlreiche Projekte von Stiftungen fallen mir ein, die unglaubliches auf die Beine stellen. Auch viele Kunstvereine haben ihr Netzwerk zur Verfügung gestellt und Hilfe bei der Bereitstellung von Werkstätten und Ateliers geboten, es gab in Galerie und Auktionshäusern Sonderausstellungen und Auktionen zugunsten oder unter Teilnahme ukrainischer Künstlerinnen und Künstler. Länderübergreifend gab es eine große Solidaritätswelle der Künstlerinnen untereinander. Das große offene Thema ist nach wie vor die Sicherung von Kulturgütern vor Kriegsschäden, da müssen wir uns weiter Gedanken machen, wie wir die Kulturschätze dauerhaft schützen und vor Ort davor bewahren können, diesem Krieg zum Opfer zu fallen.

Welcher ist Ihr Lieblingsort in der Stadt?


Ein besonderer Ort der Ruhe und spirituellen Energie ist für mich die Kirche Herz Jesu in der Fehrbelliner Straße an der Grenze zwischen Mitte und Prenzlauer Berg. Obwohl von außen unscheinbar, ja fast düster, ist dieses durch ein Tonnengewölbe im neo-maurischen Stil mit Mosaikauskleidung geprägte Kirchengebäude ein Ruheraum, eine Insel inmitten von großstädtischem Lärm und Hektik.