Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Außenministerin Annalena Baerbock haben den Weg für Rückgaben von Benin-Bronzen während eines Festakts im Auswärtigen Amt freigemacht. Zukünftig können Rückgabevereinbarungen zwischen deutschen Museen und der nigerianischen National Commission for Museums and Monuments (NCMM) geschlossen werden.
Damit finden etwa 1.100 kostbare Benin-Bronzen, die in rund 20 deutschen Museen zu finden sind, Stück für Stück ihren Weg zurück in ihre Heimat. Back to the roots in das ehemalige Königreich Benin, das heute zu Nigeria gehört. Die Bronzen wurden 1897 von britischen Kolonialtruppen während einer sogenannten Strafexpedition aus dem Palast des Königreichs Benin geplündert und fanden vor allem über den Hamburger Hafen als wichtiges Eingangstor ihren Weg nach Deutschland und ihre Verbreitung in ganz Kontinentaleuropa. In der "exotischen Ferne" wurden Städte, Dörfer sowie das kulturelle Vermächtnis ganzer Volksgruppen ausgelöscht. Gleichzeitig wurden die neuen europäischen Völkerkundemuseen im Wetteifer befüllt, um der Bevölkerung das "Wilde und Exotische" in die heimischen Museen zu bringen.
Experten gehen davon aus, dass zwischen 80 und 90 % von Afrikas Kulturerbe in europäischen Museen lagert. Über die umfangreichsten Benin-Bronzen-Sammlungen in Deutschland verfügen das Linden-Museum in Stuttgart, das Museum am Rothenbaum in Hamburg, das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, das Völkerkundemuseum Dresden/Leipzig sowie das Ethnologische Museum Berlin. Diese Museen hatten im vergangenen Jahr zusammen mit dem Bund und Vertretern der nigerianischen Regierung die Rückübertragung der Eigentumsrechte angekündigt. Damit sorgt Kulturpolitik für ein Bekenntnis von nationaler Tragweite.
Die Bundesregierung steht zu den historischen Untaten des Kolonialismus. Pascal Decker, Experte für Kunstrecht: „Dieses historische Abkommen sorgt dafür, dass koloniale Vergangenheit aufgearbeitet wird und ein neues Fundament der kulturellen Zusammenarbeit entstehen kann“. Die aktuelle kulturpolitische Debatte bringt frischen Wind in kolonialverstaubte Denkweisen. Die Restitution von kolonialer Beutekunst ist ein Anfang. Kulturelle Zusammenarbeit kann nun auf Augenhöhe praktiziert werden. Der damals vorherrschende Konsens, dass die Werke in Europa besser aufgehoben sind, weil sie hier vor Umwelteinflüssen, kriegerischen Auseinandersetzungen und Zerfall gesichert seien, gehört der Vergangenheit an.
Kulturstaatsministerin Roth betont, dass „die Grundlage jeder Zusammenarbeit […] die Kultur ist. Sie lässt uns an der Vergangenheit arbeiten, um gemeinsame Zukunft zu ermöglichen“. Daher ist es umso erfreulicher, dass neben der Erklärung auch Kooperationen zur Ausbildung von Museumsnachwuchs und sogar die Unterstützung zum Bau eines neuen Museums in Benin City vereinbart wurden.